FAQ

Zunächst sollte das Bewusstsein der betroffenen Person überprüft werden. Sprechen Sie die betroffene Person an und schütteln Sie diese leicht. Wenn die Person nicht reagiert, lösen Sie einen Schmerzreiz aus, dies kann z.B. ein leichtes Kneifen in die Nase oder den Oberschenkel sein. Sollte auch dann keine Reaktion der betroffenen Person erfolgen, liegt eine tiefe Bewusstseinsstörung vor. Legen Sie den Kopf der Person in den Nacken und überprüfen Sie die Atmung. Hören Sie über dem Mund einen Luftstrom? Senkt und hebt sich der Oberkörper? Falls nein, dann sollten sie von einem Herz-Kreislauf-Stillstand ausgehen und sofort notwendige Maßnahmen (siehe Frage 3) einleiten.

Das Herz ist eine elektrisch gestartete Muskelpumpe, die einen eigenen Taktgeber hat. Es ist dafür verantwortlich, das mit Sauerstoff angereicherte Blut in den Körper zu pumpen und somit die Organe zu versorgen. Der normale regelmäßige Herzrhythmus kann in eine schnelle, elektrisch unkoordinierte Rhythmusstörung (Kammerflimmern) übergehen, die zum Erliegen der mechanischen Aktivität und somit zum Herzstillstand führt. Dadurch wird kein Blut mehr gepumpt und die Organe werden nicht mehr ausreichend mit dem wichtigen Sauerstoff versorgt. Das Gehirn stellt seine Funktion ein und man wird bewusstlos. Dies ist zunächst ohne Folgen, kann jedoch nach wenigen Minuten zu bleibenden Schäden führen.

Wenn Sie davon ausgehen, dass eine Person einen plötzlichen Herzstillstand erlitten hat (siehe Frage 1, nämlich weil sie bewusstlos ist) rufen Sie zunächst um Hilfe. Bitten Sie andere Personen, die 112 zu wählen oder wählen Sie diese gegebenenfalls selbst. Überprüfen Sie die Atmung der Person, indem Sie den Kopf zurückklappen und Atembewegungen am Brustkorb versuchen zu sehen, auf Atemgeräusche horchen und (an Ihrer Wange) Luftstrom fühlen. 

Entkleiden Sie den Oberkörper der betroffenen Person und beginnen Sie die Herzdruckmassage. Setzen Sie einen Handballen etwa auf die Mitte des Brustkorbes (etwa zwischen den beiden Brustwarzen) auf und legen die andere Hand darüber. Beginnen Sie nun mit beiden Händen kräftig (mindestens 5 cm tief) einzudrücken. Die Frequenz sollte dabei ca. bei 100-120 pro Minute liegen. Orientieren Sie sich gegebenenfalls an dem Rhythmus des Liedes „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees. Machen Sie sich keine Sorgen, falls durch die Herzdruckmassage eine Rippe der betroffenen Person brechen sollte. Dies ist völlig normal und zeigt, dass Sie die Massage richtig durchführen. Führen Sie die Massage bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fort. Wechseln Sie sich womöglich mit anderen anwesenden Personen ab. (1)

Möglicherweise ist ein Defibrillator („automatischer externer Defibrillator“ – AED) vor Ort. Bitten Sie eine anwesende Person, sich nach einem umzuschauen. Wichtig: Unterbrechen Sie die Herzdruckmassage dabei nicht. Sollte ein Gerät vorhanden sein, dann schalten Sie dieses ein. Die Geräte sind selbsterklärend und geben Ihnen Anweisungen für das weitere Vorgehen.

Ein Mensch mit Herzstillstand wird rasch bewusstlos. Jede Minute, die nach einem Herzstillstand ohne Wiederbelebungsmaßnahmen vergeht, nimmt die Überlebenschance um ca. 10% ab.
(2)Insgesamt versterben auch im Krankenhaus noch weit über die Hälfte derer, die nach einer Wiederbelebung eingeliefert werden.
Etwa 10% der Patienten die einen plötzlichen Herzstillstand, der sich außerhalb des Krankenhauses ereignet hat, überleben, erleiden schwere Hirnschäden oder müssen in eine Pflegeeinrichtung aufgenommen werden. Weitere 10% versterben im Laufe des darauffolgenden Jahres. (7)
Von den Betroffenen, die einen plötzlichen Herzstillstand überleben und aus dem Krankenhaus entlassen werden können, erlangen ca. 80% ihre normale neurologische Funktion zurück, d.h. sie sind in der Lage ein selbstständiges Leben zu führen und arbeiten zu gehen. Etwa 15% können nur noch einer Teilzeitbeschäftigung in geschützter Umgebung nachgehen, da sie bereits eine mittelschwere Schädigung des Gehirns erlitten haben.
Weitere 5% erleiden schwere Hirnschädigungen. Ihnen ist es nicht mehr möglich für sich selbst zu sorgen, sie sind pflegebedürftig. (3), (4)
Die geschätzte Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand beträgt in Europa lediglich 8%. (5) Die Reanimation und in diesem Zusammenhang vor allem die Herzdruckmassage helfen dabei den Blutfluss aufrecht zu erhalten und sind daher die wichtigste Sofortmaßnahme.(6)
Durch den Druck, den Sie bei einer Herzdruckmassage auf den Brustkorb ausüben, übernehmen Sie die eigentliche Pumpfunktion des Herzens und pumpen das Blut in den Körper. Somit erhalten Sie die lebenswichtige Sauerstoffversorgung der Organe und vor allem des Gehirns aufrecht.
Patienten, die bereits vor Eintreffen des Rettungsdienstes von Ihnen reanimiert werden, haben eine mehr als doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit die nächsten 30 Tage zu überleben als Patienten, die keine Reanimationsmaßnahmen erhalten. (3) Weiterhin haben sie ein signifikant geringeres Risiko, bleibende Hirnschäden und eine Pflegebedürftigkeit zu entwickeln als Personen, die nicht von Ihnen reanimiert werden. (7)

Selten tragen so wenige Minuten so viel Bedeutung!

Literatur

  1. H.J. Trappe . H.R. Arntz . H.H. Klein . D. Andresen . N. Frey * . G. Simonis: Pocket-Leitlinie: Kardiopulmonale Reanimation (Version 2015)
  2. Herold, Gerd. “Akutes Koronarsyndrom-Herz-Kreislaufstillstand und kardiopulmonale Reanimation”. Innere Medizin 2020, Berlin, Boston: De Gruyter, 2020, pp. 388-451.
  3. Ingela Hasselqvist-Ax, Gabriel Riva, Johan Herlitz et al.: Early Cardiopulmonary Resusciation in Out-of-Hospital Cardiac Arrest. The New England Journal of Medicine: Massachusetts Medical Society, Junei 2015. 
  4. Cummings R.O., Chamberlain D.A., Abrahamson N.S., et al. Recommended Guidelines for Uniform Reporting of Data From Out-of-Hospital Cardiac Arrest: The Utstein Style. (Page 967). Circulation 1991; 84:960-975). 
  5. Jocelyn Berdowski, Robert A. Berg, Jan G.P. Tijssen, Rudolph W. Koster, Global incidences of out-of-hospital cardiac arrest and survival rates: Systematic review of 67 prospective studies, Resuscitation, Volume 81, Issue 11, 2010,
  6. Pourmand A, Hill B, Yamane D, Kuhl E. Approach to cardiopulmonary resuscitation induced consciousness, an emergency medicine perspective. Am J Emerg Med. 2019 Apr;37(4):751-756. doi: 10.1016/j.ajem.2019.01.051. Epub 2019 Jan 29. PMID: 30718119.
  7. Kristian Kragholm, Mads Wissenberg, Rikke N. Mortensen, et al. Bystander Efforts and 1-Year Outcomes in Out-of-Hospital Cardiac Arrest: The New England Journal of Medicine: Massachusetts Medical Society, May 2017.